Grünflächen als Suizid-Prävention
- Astrid Holzmann-Koppeter
- vor 7 Tagen
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Anlässlich des Psychiatriekongresses in Wien werden die Folgen des Klimawandels, die damit verbundenen Auswirkungen auf die Psyche und mögliche Schutzfaktoren besprochen. Eines steht fest: Eine "natürliche" Umgebung kann sich erheblich auf die psychische Gesundheit auswirken.

Schätzungen zufolge leben rund 58 % der Weltbevölkerung in städtischen Gebieten und sind somit auch vermehrt schädlichen Umweltbelastungen ausgesetzt. Dieser Prozentsatz wird laut Prognosen in den nächsten Jahren weiter steigen.
Auch in Österreich zeigen statistische Daten, dass rund 59,8 % der Bevölkerung in Städten leben. Damit erreicht der sogenannte Urbanisierungsgrad einen Höchststand.
Prim. Dr. Christian Korbel, Psychiater und neuer Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik (ÖGPP) hält fest: „Dies ist bedeutsam, da schädliche Umweltbelastungen, wie z. B. Luft- und Lärmbelastung oder städtischer Lärm in Verbindung mit einer zunehmend ‚naturfernen‘ Umgebung mit schlechterer psychischer Gesundheit assoziiert ist!“
Wissenschaftliche Daten weisen darauf hin, dass sich diese Tendenz durch moderne Lebensstile deutlich verstärkt. Die vermehrte Zeit in Innenräumen, sitzende Verhaltensweisen und eine entsprechende Reduktion von Aktivitäten im Freien sind kennzeichnend dafür.
Die Weltgesundheitsorganisation erkennt die natürliche Umwelt als einen wesentlichen Faktor für psychische Gesundheit an. Grüne Flächen, einschließlich urbaner Grünräume (z. B. Parks, Kleingärten, urbane Begrünung), haben das Potenzial, gesundheitsfördernd zu sein.
Eine aktuelle systematisierte Datenanalyse konnte zeigen, dass die Nutzung von Grünflächen mit einer Verringerung suizidalen Verhaltens verbunden war, einschließlich Suizidmortalität, Selbstverletzung und Suizidgedanken. Dieser Effekt scheint für Frauen stärker zu sein als für Männer.
Prim. Korbel: „Wir wissen, dass der Klimawandel und ein Temperaturanstieg mit erhöhten Suizidraten einhergehen. Öffentliche natürliche Grünflächen könnten daher nicht nur eine Rolle bei der Förderung psychischer Gesundheit relevant sein, sondern potentiell sogar vor suizidbezogenen Verhalten schützen.“
Die ÖGPP hat im letzten Jahr vermehrt über die psychischen Folgen des Klimawandels berichtet. Über 500 Psychiaterinnen und Psychiater aus ganz Österreich diskutieren derzeit in Wien im Rahmen der 25. Jahrestagung der ÖGPP vom 2. bis 5. April 2025 mit nationalen und internationalen Experten über die gegenwärtigen Herausforderungen der psychiatrischen Versorgung.